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Erneut drohende Kürzungen in der Kinder- und Jugendhilfe – ein offener Brief
Erstellt
Thema
von Barbara Brecht-Hadraschek
In einem offenen Brief an die politische Führung Berlins, darunter Bürgermeister Kai Wegner, Senator Stefan Evers und Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger, machen Vertreter der Berliner Kinder- und Jugendhilfe aus Berlin-Mitte erneut auf bevorstehende Kürzungen aufmerksam. Diese Einschnitte betreffen nicht nur wichtige Angebote zur Familienförderung, sondern auch die essentielle Unterstützung für Kinder und Jugendliche im Bezirk Berlin-Mitte – z.B. in der Schulsozialarbeit in den Schulstationen sowie in Jugendfreizeiteinrichtungen. Auch wir sind Mitzeichner.
„Unserer Schulstationen in Schulen mit besonderen sozialen Problemlagen sind hoch professionelle, niedrigschwellige Angebote für Schüler*innen und deren Familien. Ihre Schließung würde für die Kinder der Verlust eines verlässlichen Ortes mit vertrauten Fachkräften bedeuten, den sie in persönlichen Krisen aufsuchen und wo ihnen Angebote zur Bearbeitung ihrer Krisen unterbreitet werden. Kürzungen in diesen Angeboten bedeuten erhebliche Einschnitte in der Präventionsarbeit, die Schuldistanz, Gewalt, Drogenmissbrauch vorbeugend entgegengewirkt. Diese Arbeit ist dann nicht mehr möglich," erklärt Sascha Mase, Bereichsleiter Schulbezogene Sozialarbeit bei der tandem BTL.
Bereits im Frühjahr 2024 haben wir im Schulterschluss mit vielen Trägern erfolgreich gegen drohende Kürzungen protestiert. Doch die Gefahr ist zurück. Grund dafür ist unter anderem das Verbot von Verwaltungshandeln, das Zuwendungsbescheide und -verträge betrifft. Die finanziellen Vorgaben des Landeshaushalts verschärfen die Lage zusätzlich, da sie Minderausgaben verlangen, die die Bezirkshaushalte massiv belasten.
Was steht auf dem Spiel?
Der Verlust von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe bedeutet mehr als den Abbau von Freizeitaktivitäten. Mit den drohenden Kürzungen würden zahlreiche zentrale und präventive Maßnahmen für Kinder und Jugendliche entfallen, die zum sozialen Frieden und zur Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft beitragen. Besonders betroffen wären:
- Niedrigschwellige Angebote: Sie unterstützen den Kinder- und Jugendschutz, wirken präventiv gegen erzieherische Hilfen und entlasten den bereits stark geforderten Regionalen Sozialen Dienst (RSD).
- Familienunterstützende Angebote: Sie bieten Anlaufstellen für Familien, die Orientierung und Unterstützung benötigen. Empowerment-Orte für Jugendliche: Diese fördern Selbstwirksamkeit und schützen vor Einsamkeit und sozialer Isolation.
- Spezielle Programme für vulnerable Zielgruppen: Diese sichern die Teilhabe von diskriminierten und benachteiligten Gruppen.
- Armutspräventive Bildungsangebote: Sie verringern Bildungsbenachteiligungen und tragen maßgeblich zur sozialen Zukunft Berlins bei.
Auch der 24. Kinder- und Jugendbericht verdeutlicht die Bedeutsamkeit dieser Angebote. Kinder und Jugendliche fühlen sich oft übersehen und blicken pessimistisch in die Zukunft. Eine verlässliche Förderung kann das Vertrauen in die Gesellschaft und die Zukunftsperspektiven stärken und so frühzeitig gegen Schulabbrüche und Jugendarbeitslosigkeit wirken.
„Gerade die niedrigschwelligen Angebote in den Jugendfreizeiteinrichtungen, Schulstationen und Familienzentren leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gewährleistung des Kinder- und Jugendschutzes sowie der Familienförderung. In Zeiten von personellen Engpässen in den Regionalen Sozialpädagogischen Diensten (RSD) der Jugendämter, Bildungseinrichtungen, Raummangel und fehlenden therapeutischen Angeboten wird dieser Zielgruppe eine zentrale Unterstützung genommen – zumal eine funktionierende Sozialarbeit in diesen Angeboten die RSD der Jugendämter in den letzten Jahren deutlich entlastet hat,“ erklärt Sascha Mase.
Forderungen an die Politik
Gemeinsam mit den anderen Unterzeichnern des Briefs appellieren wir an die Entscheidungsträger, die Kürzungen zu verhindern und die finanzielle Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen.
Konkret fordern wir:
- Absicherung der Kinder- und Jugendförderung ohne Abstriche,
- tarifgerechte Vergütung der Mitarbeitenden,
- umfassende Umsetzung des Kinder- und Jugendfördergesetzes sowie des Familienfördergesetzes,
- flexiblere Ausgabenregelungen auf bezirklicher Ebene, um pauschale Minderausgaben besser zu managen.
Unter dem Hashtag #unkürzbar kämpfen wir für den Erhalt dieser essenziellen Angebote. Solidarität und Unterstützung sind gefragt – für ein Berlin, das in die Zukunft der jungen Generation investiert!
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