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Temporäre Lerngruppen stärken Schüler*innen
Erstellt
Thema InklusionSchulsozialarbeit
von Sasche Mase
Temporäre Lerngruppen mit sozialpädagogischen Angeboten helfen Schüler*innen mit Förderbedarf am Lernort Schule anzukommen. Diese pädagogischen Angebote unterstützen auch die Familien der jungen Menschen, die Herausforderungen des Schulbesuchs zu meistern. Sie sind ein wichtiger Baustein, mit dem diese Schüler*innen die Chance auf ihren Schulabschluss erhöhen und damit ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sichern.
Eine Maßnahme zur Verbesserung der Qualität an Berliner Schulen, die von der Senatsverwaltung für Bildung in Berlin aktuell vorgeschlagen wird, ist die Einrichtung von „Temporären Lerngruppen“ an Schulen. Als im Januar 2019 die Senatsverwaltung für Bildung einen Katalog mit 39 Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität veröffentlichte und die Temporären Lerngruppen einer der vorgeschlagenen Maßnahmen war, konnte die tandem BTL schon auf 10 Jahre erfolgreiche Arbeit in solchen Angeboten an Schule zurückblicken.
Pilotprojekt an der Neuköllner Karlsgarten-Schule
Schon 2009 startet an der Neuköllner Karlsgarten-Schule ein Pilotprojekt der tandem BTL in Kooperation mit der Schule und dem Jugendamt. In einer temporären Kleingruppe sollten bis zu acht Schüler*innen, die mittel- oder unmittelbar von Schuldistanz bedroht sind, und deren Familien durch ein gezieltes sozialpädagogisches Angebot begleitet werden. Ziel des niederschwelligen Angebotes war es, Schulabstinenz im höheren Alter und damit intensivere Hilfsangebote zu vermeiden. Die Finanzierung wurde nach § 27.2 ff SGB VIII – also über ein Hilfeplanverfahren – sichergestellt. Eine sozialpädagogische Fachkraft in Vollzeit konnte damit finanziert werden. Das Angebot entwickelte sich zu einer wirkungsvollen Maßnahme gegen Schuldistanz an der Karlsgarten-Grundschule und wird auch aktuell stark nachgefragt. Heute ist das Angebot eine ambulante Hilfe zur Erziehung am Ort Schule mit Schwerpunkten in der Einzelfallarbeit und der Begleitung der Familien. Sie übernimmt auch Aufgaben einer Clearingstelle für weitere Hilfen und Netzwerkarbeit zum Wohle der Familien.
Die ETEP©-Gruppen an der Wedding-Grundschule
In Folge dessen entstand 2012 ein ähnliches Angebot an der Wedding-Grundschule: die „ETEP©-Gruppe“. Diese Temporäre Lerngruppe arbeitet nach dem Programm Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik (ETEP©). Ziel des Programmes ist es, den sozial-emotionalen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen in spezifischer Weise zu begegnen, so dass ein gesundes sozial-emotionales Wachstum und verantwortliches Verhalten gefördert werden. Der Schwerpunkt des Angebotes liegt auf der Gruppenarbeit mit insgesamt zehn Schüler*innen in zwei Gruppen. Die „ETEP©-Gruppen“ werden durch ein multiprofessionelles Team bestehend aus einer Sozialarbeiterin und einer Sonderpädagogin gestemmt. Die Schule stellt dafür Lehrer*innen-Stunden zur Verfügung.
Vier weitere temporäre Lerngruppen in Steglitz-Zehlendorf
Seit 2018 waren wir in Gesprächen mit den Bezirk Steglitz-Zehlendorf über den Aufbau ähnlicher Lerngruppen, da uns der große Bedarf durch die Arbeit unserer Schulstationen an Grundschulen bekannt war. Im Zuge der im Eingang des Artikels beschriebenen Qualitätsoffensive wurden die regionalen Schulaufsichten durch eine Rahmenvorgabe der Senatsverwaltung ertüchtigt, sogenannte Temporäre Lerngruppen `TLGplus` zu schaffen. Dadurch konnten wir in Steglitz-Zehlendorf in Kooperation mit dem Jugendamt und der regionalen Schulaufsicht ab 2019 vier weitere Temporäre Lerngruppen eröffnen: an der Mercator-Grundschule, der Grundschule an der Bäke, der Dunant-Grundschule und der Grundschule am Stadtpark Steglitz.
Gestiegener Bedarf auch durch die Pandemie
Die Schulschließungen aufgrund der Covid-19-Pandemie haben den Bedarf an individuellen Unterstützungsangeboten für Schüler*innen noch mal enorm verstärkt. Das Angebot der Temporären Lerngruppen kann ein Instrument sein, diesen Herausforderungen zu begegnen. Die Jugendämter der Bezirke haben aus dem Paket „Stark trotz Corona“ nun Gelder zur Verfügung bekommen, um weitere Gruppen an Schule aufzubauen. Aktuell beteiligen wir uns an der Entwicklung von Angeboten an vier weiteren Schulen mit Ressourcen von jeweils 0,5 Stellenanteilen von sozialpädagogischen Fachkräften.
Schüler*innen, die sozialpädagogische temporäre Lerngruppen besuchen, verbleiben in ihrer Stammklasse an der Schule. Die Kommunikation mit den Klassenlehrer*innen, Bezugserzieher*innen und Schulsozialarbeiter*innen ist deshalb auch eine „Achillesferse“ dieser Angebote, wenn die Re-Integration der Schüler*innen in die Stammklasse erfolgreich ablaufen soll. Gerade die Multiprofessionalität schafft ein Mehrwert der „Temporären Lerngruppen“. Die sozialpädagogischen Fachkräfte richten ihren Fokus auf die Arbeit mit den Familien. Die Gründe für die Herausforderungen, die für die Schüler*innen bei der Bewältigung ihres Schulalltages entstehen, liegen oft auch in den Familien und können von den Fachkräften erkannt und bearbeitet werden. Das können Lehrer*innen aus Zeitgründen gar nicht leisten. Der Fokus der Lehrer*innen richtet sich auf Lernrückstände und Unterrichtsbewältigung. Finanziert als ambulante Hilfe zur Erziehung bieten die Temporäre Lerngruppen im Vergleich zu Familienhilfen einen Blick vom Kind ausgehend auf die Familien. Und da das Kind in der Schulzeit täglich im Kontakt mit den Pädagog*innen ist, können Krisen schneller erkannt und entsprechen interveniert werden.
Unsere Temporären Lerngruppen sind hochprofessionelle und wirkungsvoll Angebote, die niedrigschwellig ihre Adressat*innen erreichen. Der Ausbau dieser Angebote kann einen Beitrag dazu leisten, die Qualität der öffentlichen Schule zu erhöhen.
Ansprechpartner Temporäre Lerngruppen:
Sascha Mase, Bereichsleiter Schulbezogene Sozialarbeit (SBS)
Telefon: 030 443360-740
E-Mail: s.mase@tandembtl.de
Mehr Infos: https://www.tandembtl.de/temporaere-lerngruppen.html
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